Es hat tatsächlich bis 1920 gedauert, ehe erstmals ein Musiker einen Tango zu einem Text komponierte!
Anfangs war der Tango Argentino nur Tanzmusik. Er wurde komponiert um gespielt zu werden. Texte waren meist nur fünf- bis siebensilbige Verse, die häufig auch nur improvisiert waren. Sie wurden ohne Zusammenhang zur Komposition dazu gefügt. Musiker und Sänger änderten diese Texte nach Lust und Laune oder passten sie einer Stimmungslage in einer casa de baille an. Um 1917 herum begann dann die Liedfunktion wichtiger zu werden. Um schließlich ab den 1920er Jahren als „vokaler“ Tango ( tango canción ) weltweite Bekanntheit zu gelangen.
Im tango canción bekommen die Texte konkrete Aussagen. Die „Gaunersprache“ Lunfardo wird in den Texten als Stilmittel eingesetzt. Der Tango erzählt Geschichten zu denen Komponisten die Musik schrieben.
„Milonguita“ (Esthercita) von Enrique Delfino und Samuel Linning , 1920 geschrieben und von Carlos Gardel gesungen, ist der erste Tango, der komponiert wurde um gesungen zu werden.
Der Text handelt von einem armen Landmädchen, dass nach Buenos Aires zieht und dort zur Prostituierten wird. 1922 wird diese Geschichte verfilmt. Die Tangoforschung wertet den von Pascual Contursi geschriebene Tango “ Lita ” ebenfalls als tango canción. Obwohl hier der Text zu einer bestehenden Musik geschrieben wurde. Doch sorgte Carlos Garde l mit seiner Interpretation, die er “ Mi noche triste ” nannte, dafür dass “Lita/Mi noche triste” in die Philosophie und Tradition des tango canción eingereiht werden kann. Auch weil Gardel damit die Epoche der Alten Garde ablöst.
¿Te acordás, Milonguita? Vos eras
la pebeta más linda ‘e Chiclana;
la pollera cortona y las trenzas,
y en las trenzas un beso de sol.
Y en aquellas noches de verano,
¿qué soñaba tu almita, mujer,
al oír en la esquina algún tango
chamayarte bajito de amor?
Estercita,
hoy te llaman Milonguita,
flor de noche y de placer,
flor de lujo y cabaret.
Milonguita,
los hombres te han hecho mal
y hoy darías toda tu alma
por vestirte de percal.
Cuando sales por la madrugada,
Milonguita, de aquel cabaret,
toda tu alma temblando de frío
dices: ¡Ay, si pudiera querer!…
Y entre el vino y el último tango
p’al cotorro te saca un bacán…
¡Ay, qué sola, Estercita, te sientes!
Si llorás…¡dicen que es el champán!
Anm.: In der Tangosprache steht “Milonguita” (und auch francesitas) für jene Frauen die “den schlechten Weg gewählt haben”. |
Quellen: Michael Plisson, Tango: Du noir au blanc, Palmyra 2001 (Seite 79). Johannes Feldmann-Bürgers, Tango und Jazz, LIT Verlag 1995 (Seite 37). Begriffsdeutung Milonguita: Marta Rubinstein, Tango Macho, edition eden, 2001. Lyrics: www.todotango.com , www.tangology101.com Plakat © Privat |
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